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Dienstag, 18. Oktober 2022

Gelibolu - Alexandroupolis

Heute gibt es etwas mehr Text und entsprechend weniger Bilder und das kommt deshalb:

Unser Auto klappert/klackt seit letztem Jahr bei üblen Straßen immer wieder mal hinten links. Mehrere Kontrollen durch mich und in 2 Werkstätten erbrachten keinen klaren Grund dafür. Die einhellige Vermutung ist, dass es von der Blattfeder kommt.

Nun fing die Karre von 4 Tagen allerdings auch an, auf der rechten Seite zu klackern, wenn man durch ein Schlagloch gerumpelt ist. Am Anfang war das noch sehr selten, gestern wurde es dann richtig häufig und laut.

Als wir gestern so auf unserem Abstellplatz standen und C. eine Zigarette geraucht hat, entdeckte sie das hier. (Ein Lob und es gibt ein Fleißbildchen)
Es fiel ihr eigentlich nur auf, weil der Gummi ein bisschen schräg aussah. Bei der genauen Nachschau stellte ich dann fest, dass die Schraube der vorderen Kabinenbefestigung gerade noch einen halben Gewindegang im Rahmen steckte. 10 km weiter hätten wir die wahrscheinlich komplett mit dem Gummipuffer verloren.

Das sah jetzt nicht wirklich nach einem Problem aus. Ratschenkasten raus und Schraube wieder festziehen, aber so einfach war es dann leider nicht. Die Gegenmutter im Rahmen ist offensichtlich so stark beschädigt, dass die Schraube nicht mehr fest wird. Ab einem bestimmten Drehmoment überspringt das Gewinde und das war ziemlich blöd. Ich habe sie dann gerade mal bis kurz vor dem Überspringen angezogen und hatte die Hoffnung, dass das funktioniert. Danach sind wir schlafen gegangen.

In der Nacht hat der Wind durchgehend wie verrückt geblasen und uns durchgeschüttelt. Es ist kein Wind, wie man ihn von zu Hause kennt, da der ja immer mal wieder abebbt. Ne, das geht durchgehend in gleicher Heftigkeit ohne irgendwelche Unterbrechungen.

Auch heute Morgen ging es so weiter und es war ziemlich bewölkt bei 16 Grad.

Wir haben uns nach dem Frühstück auf den Weg gemacht und sind über Kavakköy und Keşan in Richtung griechische Grenze gefahren.
Bereits 10 km vor der Grenze begann der LKW-Stau. PKW's waren kaum in Richtung Grenze unterwegs. 5 km vor der Grenze haben wir noch einmal vollgetankt, weil der Sprit hier in der Türkei doch deutlich billiger als in Griechenland ist, wo der Dieselpreis im Moment um 2,10 € liegt.
Allerdings haben wir heute hier auch schon umgerechnet 1,53 €/l  bezahlt, nachdem wir vor 2 Wochen mit 1,29 € angefangen haben. Bei jeder Tankung seither ging es nur in eine Richtung und zwar nach oben. Wir haben hier insgesamt 5mal getankt, angefangen - wie gesagt - mit 1,29 €, dann 1,36 €, danach 1,46 €, dann 1,49 € und heute nun der Höhepunkt mit 1,53 €.
Auf jeden Fall habe ich beim Tanken gesehen, dass der Bolzen der Kabinenhalterung wieder genauso weit nach unten hängt wie am Vortag. Das konnte so nicht bleiben. Es gab nur 2 Möglichkeiten: Rausdrehen und ins Auto legen, damit wir den Bolzen nicht verlieren oder irgendeinen Versuch starten, das Ding festzukriegen.
Wir sind daher direkt vor der Grenze in den kleinen Ort İpsala gefahren und haben uns nach einer Autowerkstatt erkundigt. Leider Fehlanzeige.

Dann habe ich mit der Übersetzer-App gefragt, ob man irgendwo Schraubensicherung kaufen kann, so was wie Loctite. Man hat mich in verschiedene Geschäfte geschickt aber die haben alle nur mit den Schultern gezuckt, als ich Ihnen mein Smartphone mit dem Wunsch nach Schraubensicherung unter die Nase gehalten habe.

Einigermaßen verzweifelt haben wir deshalb den Weg in Richtung Griechenland angetreten....
....und dann haben wir bei der Ortsausfahrt aus İpsala das hier gesehen. Ein kleiner Mopedschrauber mit noch kleinerer Werkstatt und da bin ich mal rein.

Er hat sich das Problem angeschaut und dann erstmal versucht, die Schraube festzuziehen, was ihm natürlich ebensowenig gelungen ist, wie mir schon am Vortag.

Dann hat er so nach und nach mal sämtliche kleine Werkzeugkistchen geholt, die er hatte. Irgendwie sah das alles aus wie die Sortimentskästen von Lidl, aber egal. Er hat dann einen Gewindebohrer genommen und versucht, das Gewinde im Rahmen nachzuschneiden. Dazu hat er ihn immer ein stückweit in den Rahmen gedreht und dann wieder rausgenommen, um die Späne abzuputzen.
Da er keine vernünftige Verlängerung hatte, blieb der Bohrer beim 3. mal, als er den Rest nachschneiden wollte, stecken und es ging nichts mehr vor und nichts mehr zurück. Mit allerlei verschiedenen Werkzeugen ist es ihm dann nach ca. 15 Minuten gelungen, den Gewindebohrer wieder aus dem Rahmen zu bekommen. Man muss dazu sagen, dass die hier keine metrischen Gewinde haben sondern mit Zoll arbeiten. Deshalb kamen auch die massiven Späne raus, weil er einfach ein Zollgewinde über das metrische Gewinde gebügelt hat.

Dann kam er mit einem neuen Bolzen, genauso lang wie der Originale, hat den mit Schraubensicherung vollgeschmiert und die Schraube angezogen. Als sich der komplette Gummi anfing, zu verformen, habe ich ihm auf die Schulter geklopft und gesagt, er soll jetzt aufhören mit festziehen.

Kurz zusammengefasst: Dieser Bolzen wird sich nie mehr lösen und vermutlich kriegt man den auch nie wieder raus, das ist ja aber auch nicht nötig.

Alles in allem hat er fast eine Stunde gewerkelt und als ich dann gefragt habe, was er bekommt, hat er nur mit der Schulter gezuckt. Ich habe ihm daraufhin 20 Euro und unsere gesamten restlichen Lira gegeben, worauf er sich überschwänglich bedankt hat und damit offensichtlich sehr zufrieden war.
Was soll ich sagen, wir auch. Tolle Arbeit. 

Nach der Reparatur sind wir gegen 13.15 Uhr am restlichen LKW-Stau entlang zum Grenzübergang gefahren, ein momumentales Gebäude mit mehreren dieser Torbögen, die man im Hintergrund sieht.
Auf der PKW-Spur war gar nichts los, so dass wir die Passkontrolle schnell hinter uns hatten. Dann kamen wir zum Zoll und die zackerten gerade alle mit einem LKW-Fahrer rum. Da ging dann mal 15 Minuten gar nichts und langsam stauten sich auch die PKW's hinter uns bis zur Passkontrolle auf.

Das hat dann den Passkontrolleur genervt und er ist nach vorne gelaufen, hat uns die Schranke aufgemacht und uns und noch einige weitere Fahrzeuge unkontrolliert durchgewunken, damit wieder Platz an seinem Schalter war.
So richtig böse waren wir darüber nicht, weil wir direkt vor der Passkontrolle ein Schild gesehen hatten, dass man nur 2 Päckchen Zigaretten pro Person mitnehmen darf. Da waren wir geringfügig drüber, weil wir vorher noch unsere restlichen 1000 Lira in Zigaretten umgesetzt haben und noch einige Stangen aus Rumänien und was weiß ich wo im Auto rumlagen. Von den Gin-Flaschen für den nachmittäglichen Gin-Tonic will ich in diesem Zusammenhang gar nicht reden.
Egal, wir sind jetzt in Griechenland und hier ist das Wetter deutlich schöner als heute Morgen in Gelibolu. Es hat zwar auch noch etwas Wind, aber sehr viel moderater als in den letzten beiden Tagen.
Rein von den Dörfern und den imposanten Brückenbauwerken kann man zumindest hier in der Grenzregion keinen Unterschied zur Türkei feststellen.
Es liegt genauso viel Müll rum, die Dörfer sind ärmlich und die Häuser sehen auch ähnlich aus.
Die erste etwas größere Stadt hier, in die wir gekommen sind, ist Alexandroupolis. Am Ortsausgang haben wir einen kleinen Strandabschnitt entdeckt, der frei zugänglich ist und hier bleiben wir jetzt heute Nacht.
Hier ist es relativ ruhig, wir haben tolle Sonne und einen schönen Strand.

Morgen geht es dann langsam weiter in Richtung Thessaloniki hoffentlich mit einer fest bleibenden Kabine, aber da bin ich optimistisch.
 

PS:
Wir haben jetzt 18.40 Uhr und gerade ist die Sonne ins Meer gefallen. Es fasziniert mich immer wieder, wie schnell die Sonne verschwindet, wenn sie mal die Wasserkante erreicht hat. Zwischen dem ersten der drei nachfolgenden Bilder und dem letzten, liegen gerade mal 6 Minuten.





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